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Unter den Pfarrern im Kirchenkreis Hattingen-Witten gehörte Jürgen Kroll zu den schillerndsten Vertretern seiner Zunft. Am 27. November wurde er „entpflichtet“, sprich: Als Pfarrer wurde er im Rahmen eines Gottesdienstes von all seinen Pflichten befreit, er behält jedoch alle Rechte der Ordination.

Seit 1979 wirkte Kroll in der Martin-Luther-Kirche, er hat die Gemeinde geprägt. Im Guten, im Schlechten. „In seinen Predigten wurde er oft zur Dampfwalze“, erklärte denn auch Superintendent Ingo Neserke in seiner Abschiedsrede vor weit mehr als 200 Gottesdienstbesuchern. Kroll war als Pfarrer einer, der mit seiner Meinung nie hinterm Berg hielt. Seine direkte Art, seine Freude an der Diskussion, sein oft umgangssprachlicher Stil, er kam nicht bei allen an. „Ich weiß das nur zu gut“, so Neserke mit einem Lächeln, „denn bevor ich Superintendent wurde, war ich Pfarrer der Johannisgemeinde und es gab in meiner Gemeinde einige Mitglieder, die eigentlich zur Martin-Luther-Gemeinde gehörten, die aber lieber zu uns kamen. Jedoch gab es auch die anderen, die aus dem gesamten Umland kamen und unbedingt zur Martin-Luther-Gemeinde wollten, wegen Jürgen Kroll.“

Jürgen Kroll, der im März 60 Jahre alt wird, erlernte zunächst den Beruf des Werkzeugmachers. Erst in einem zweiten Schritt entschied er sich für ein theologisches Studium. „Als ich mit meinem Studium fertig war“, erinnert er sich, „da bekam ich den Tipp, guck doch mal in Witten vorbei, da ist gerade eine neue Kirche errichtet worden.“ So fuhr der gebürtige Dortmunder an die Ardeystraße, sah das alte Gemeindehaus mit dem neuen Kirchbau und dachte sich: „Gott sei Dank ist sie vorbei – die Suche.“

So kam er nach Witten. „Er sagte mir“, erinnert sich Dorothea Wildraut, seinerzeit Leiterin des evangelischen Kindergartens, „er hätte von Pädagogik keine Ahnung und ich solle ihn nicht Chef nennen. Unser Chef ist der da oben.“ Und sie, sie solle einfach ihren Job weitermachen, offenbar mache sie ihn ja gut. Mit seiner direkten Art hatte sie nicht selten Schwierigkeiten, so die inzwischen pensionierte Erzieherin, „aber auf sein Wort konnte man sich stets verlassen.“

Kroll hat in der Jugendarbeit gewirkt, er hat verschiedenen Kreisen eine Heimat an der Ardeystraße bereitet, und gerne hat er sich auch gestritten. „Ich hätte euch oft würgen können“, bemerkte er denn auch in der für ihn typischen geradlinigen Art, „aber hey, ihr mich doch auch, oder etwa nicht?“ Und er gab in seiner Abschiedspredigt zu, die Macht des Wortes oft unterschätzt zu haben. „Worte sind Waffen“, so seine selbstkritische Einschätzung, „und ich habe mit Worten auch Menschen verletzt. Bei denen entschuldige ich mich, es tut mir leid.“

Im Rahmen eines launigen Gottesdienstes wurde Jürgen Kroll vielleicht entpflichtet, von einer Abschiedsfeier jedoch wollte er nichts wissen. „Abschiedsfeiern gehen mir auf den Senkel“, schmunzelte er und erinnerte sich lieber an den 1. April 1979, als er erstmals die Kirche an der Ardeystraße besuchte; und den 20. Januar 1981, als er die Ordination empfing. In einem Grußwort des ev.-luth. Gesamtverbandes Witten bemerkte Pfarrer Wolfram Linnemann, dass Kroll sein Wort als Pfarrer gelebt habe, Andreas Junge von der Freien evangelischen Gemeinde bedankte sich für eine respektvolle Zusammenarbeit.

Gemeindemitglieder bedankten sich meist mit Humor für 32 Jahre Dienst an der Gemeinde und der Kindergarten gab ein Ständchen per Videoprojektion – wohlgemerkt: Es sangen die Erzieherinnen und Erzieher! In einem Puppenspiel der hauseigenen Puppenbühne Zappelbude durfte eine Marionette mit dem Konterfei Krolls als lauter Superheld auftreten, der drei kleinen Gläubigen mit seinem Auftreten richtig Angst macht – aber doch am Ende überraschend besiegt wird. Mit einem einzigen Wort: „Vorruhestand!“

Ruhestand? Ein Begriff, den Jürgen Kroll während des gesamten, sage und schreibe 3 1/2-stündigen Gottesdienstes, nicht einmal aussprach. „Ich werde jetzt eine kleine Pause machen, etwas Abstand gewinnen, aber mich auf keinen Fall auf die faule Haut legen. Eine Wittener Zeitung schrieb: 'Streitbarer Pfarrer setzt sich zur Ruhe' – haha, von wegen!“ Ruhestand? „Mich“, grinst er, „werdet ihr nicht los!“

KK 28.11.2011 Von Christian Lukas


Gleich zwei ungewöhnliche Gottesdienste der Martin-Luther-Kirchengemeinde lockten am Freitag mehr als 1500 Besucher in den Saalbau. Während am frühen Nachmittag durch Handpuppe Lotta, Schauspiel und Kinderchor vornehmlich Familien mit kleinen Kindern angesprochen wurden, folgte ab 16.30 der Gottesdienst für Erwachsene.
Das kurze und prägnante Motto "Weg finden" erfuhr dabei gleich eine doppelte Bedeutung. Denn es passte bei der Vermittlung der christlichen Botschaft nicht nur inhaltlich zum Gottesdienst, auch bei der Umsetzung fanden die Verantwortlichen einen ganz eigenen Weg.
So suchte man traditionelle Weihnachtslieder vergebens - stattdessen spielte eine sechsköpfige Band modern arrangierte Lieder aus dem Gesangbuch. Die entsprechenden Texte zum Mitsingen wurden auf eine Leinwand projiziert. Ein Sketch und eine Pantomime-Nummer ergänzten den Gottesdienst, bevor Gemeindepfarrer Jürgen Kroll seine Predigt hielt und durch gezielte Zwischenfragen immer wieder den Kontakt zu den Gästen suchte. Gepredigt wurde hier nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit viel Humor - passend zum Gesamtkonzept, das bei den Besuchern auch spürbar gut ankam.
Das war nicht immer so: "Als wir 1992 damit begonnen haben, war das der absolute Kulturschock", erinnert sich Pfarrer Jürgen Kroll, der seinerzeit während eines Amerika-Aufenthalts durch einen Gottesdienst in Willow Creek zu der ungewöhnlichen Gottesdienst-Gestaltung inspiriert wurde. "Einige aus unserer Gemeinde fanden es auf Anhieb gut, die anderen wollten mich am liebsten dafür steinigen", so Kroll weiter.
Doch der laut Kroll "sehr kommunikative Stil" des Gottesdienstes wurde auch in den Folgejahren zu Weihnachten beibehalten und stieß auf wachsende Akzeptanz bei den Gemeindemitgliedern. 1997 wurde die Veranstaltung erstmals in den Saalbau verlagert. Kroll: "Denn dieser Veranstaltungsort bietet für die verschiedenen Elemente wie Schauspiel und Live-Musik ein ideales Ambiente." Bei dem durchaus auch schon mal vermeintlich "unchristliche" Vokabeln den Spaß der Beteiligten ausdrücken dürfen. Wie im Falle von Band-Sänger Oliver Bartelmai, der angesichts 700 mitsingender Besucher freimütig bekannte: "Das war total geil."

Westf. Rundschau 26.12.2004 Von Walter Demtröder


Alarm im Gottesdienst
Innenstadt - Feueralarm statt besinnlicher Stimmung im Weihnachtsgottesdienst: Brandgeruch und Rauchschwaden auf der Saalbaubühne setzten dem zweiten Gottesdienst der Martin-Luther-Gemeinde am Heiligen Abend ein Ende, bevor er überhaupt richtig angefangen hatte. "Keinem Menschen ist etwas passiert und es ist kein Schaden entstanden. Das ist das Wichtigste", war Pastor Jürgen Kroll gestern immer noch glücklich. Am Dienstag kurz nach 16.30 Uhr stand er gerade auf der Saalbaubühne um über 600 Gottesdienstbesucher zu begrüßen, als ihm ein Helfer zuraunte, dass die Feuerwehr Brandgeruch bemerkt hatte. "Im Licht der Scheinwerfer waren dünne Rauchschwaden zu sehen. Ich bat alle Leute, den Saal zu räumen. Und das ging dann wirklich gut, ohne Panik. Alle sind ruhig raus gegangen", schilderte Kroll gestern.
Der eiserne Vorhang vor der Bühne wurde runtergelassen. Pastor Kroll fürchtete um die Instrumente auf der Bühne. Ein Löschzug der Berufsfeuerwehr rückte an. Für die Freiwillige Feuerwehr wurde Alarm ausgelöst. Doch zu Löschen gab es nichts. Techniker des Saalbaus und Feuerwehrleute suchten vergeblich nach einem Brandherd. Die Ursache für Brandgeruch und Rauchentwicklung wurde nicht gefunden.
Da war das Risiko zu groß, um die Besucher, die zunächst im Foyer und später auf dem Vorplatz geduldig gewartet hatten, wieder in den Saal zu lassen. Der Gottesdienst musste komplett ausfallen. "Vom Balkon des Saalbaus aus, habe ich die Leute verabschiedet. Das Programm, dass wir für diesen Gottesdienst vorbereitet hatten, werden wir nun im nächsten Jahr anbieten", verspricht Pastor Kroll.
Der Einsatz von 68 Feuerwehrleute dauerte anderthalb Stunden. Männer der Freiwilligen Feuerwehr Bommern mussten verspätete Bescherungen in Kauf nehmen und vorher die Hauptwache besetzen. Der technische Leiter des Saalbaus, Uwe Greipel, übernahm die Brandwache im Saalbau. Dort werden die technischen Anlagen in den nächsten Tagen gründlich überprüft.
Pastor Kroll nimmt den ausgefallen Gottesdienst mit Humor: "Das ist doch so, als ob man zu Hause alles gründlich für das Fest vorbereitet und dann verbrennt die Gans im Ofen. Schade, aber nicht wirklich schlimm.
Der Familiengottesdienst zuvor um 14.30 Uhr verlief störungsfrei. Pastor Kroll bedauerte lediglich, dass einige Besucher wieder weggeschickt werden mussten, weil der Andrang zu groß war. Mehr darüber auf der 2. Lokalseite.

Ruhr Nachrichten Freitag, 27. Dezember 2002


Auch die Predigt von Pfarrer Jürgen Kroll passte ins Bild des etwas anderen Gottesdienstes. Zum Thema "Zukunft leben" sprach er nicht nur von Josephs durchkreuzter Lebensplanung, sondern auch davon, wie man seine Gegenwart so gestaltet, dass die eigene Zukunft lebens- und erlebenswert wird. Das alles erzählte er in einer frischen, deutlichen Sprache, jedoch ohne, dass es jemals platt oder aufgesetzt jugendlich wirkte. Insgesamt 100 Mitarbeiter trugen am Heiligen Abend zum guten Gelingen von insgesamt drei Gottesdiensten bei, die inzwischen zum vierten Mal für ein volles Haus sorgten. Und wir machen schon extra keine Werbung mehr im Vorfeld, damit wir niemanden nach Hause schicken müssen", so Kroll. Braucht er auch nicht: Wer einmal gekommen ist, freut sich schon auf das nächste Jahr.

Ruhrnachrichten vom 27.12.2000